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Bodenloses Schuldenfass stopfen?

Erschienen am: Fr, 20.04.2012

Leserbrief zu Artikel „Schweiz bietet IWF Hilfe an“ im Tagblatt vom 20. April 2012

Vor nicht allzu langer Zeit überwies die Schweiz 18 Milliarden Dollar in Form von Garantien an den Internationalen Währungsfonds (IWF). Nach angeblich erfolgter, allein durch Schuldenumschichtung zustande gekommener Rettung Griechenlands durch die EU (privatrechtliche Gläubiger wurden dazu genötigt, auf mehr als 100 Milliarden Euro ihrer Guthaben in griechischen Staatsanleihen zu verzichten) soll nun auch der IWF mit einem dreistelligen Milliarden-Paket zur Sanierung der heillos überschuldeten Euro-Staaten beitragen. IWF-Chefin Christine Lagarde ist bereits auf „Sponsorensuche“ für eine ursprünglich mit 1‘000 Milliarden Dollar geplante Finanzspritze. Nach diversen, schwergewichtigen Absagen (USA, Kanada, Brasilien, Indien u.a.) hat der IWF sein Ziel reduziert: Derzeit ist noch von einem 800 Milliarden-Paket die Rede.

Der IWF hat längst raffinierte Meisterschaft darin entwickelt, aus dem blossen Nichts heraus dreistellige Milliardenbeträge herbeizuzaubern. Dies, indem er von seinen Mitgliedern gar nicht echte Zahlungen in harter Währung, vielmehr bloss Garantien verlangt. Denn Garantien kann buchstäblich jeder leisten - selbst der Bankrotteur. Tatsächlich soll rund ein Drittel der bereits dem IWF für das neue Paket versprochenen Garantien von praktisch bankrotten Staaten wie Spanien, Portugal, Italien und Frankreich zugesichert worden sein. Selbst das inzwischen faktisch bankrotte Griechenland hat noch Garantien geleistet! Würde je ein Unternehmer auf die gleiche Weise seinem kriselnden Unternehmen neues Geld verschaffen - er käme zweifellos für lange Zeit hinter Gitter. 

Die Schweiz - genauer: Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf - hat dem IWF offenbar bereits wieder neue Milliarden versprochen. Dies sei auch kein Problem, denn man leiste bloss „Garantien“. Angesichts der vorgenannten Fakten rechne ich damit, dass diese Garantien früher oder später tatsächlich zur Zahlung fällig werden; wohlverstanden durch den Steuerzahler zu berappen.

Was nur treibt unsere Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf an, einer derart desaströsen Finanzpolitik Vorschub zu leisten? Ich denke, die Mittel sollten der eigenen Bevölkerung zum eigenen Wohle belassen und nicht in ein bodenloses, primär ausländisches Schuldenfass gestopft werden.

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